Je mehr an einem Radweg investiert wird, je attraktiver seine Führung und sein Ausbaukomfort sind, umso mehr Gewicht erhalten plötzlich Qualitätsmängel, mit denen man sich vor Ort längst arrangiert hatte.
Der Werratal-Radweg hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. In diesem Jahr wird endlich das Problem „Krayenburg“ zwischen Tiefenort und Kieselbach mit einer asphaltierten Führung durch die romantische Werraaue gelöst. An der Kreisstraße 97 zwischen der Bad Salzunger Grundecke und Unterrohn wird ein seitenbegleitender Radweg angelegt, der an einigen Stellen fast über der Werra „schwebt“. Das hessische Heringen ist durch Bundesmittel in Millionenhöhe endlich in der Lage, den Kurs zwischen Heringen und Dankmarshausen auszubauen.
Bei all diesen Baumaßnahmen, die einen jahrelangen Planungsvorlauf hatten, ist die Radwegsituation zwischen Dorndorf und Vacha fast in Vergessenheit geraten. Die Bürgerinitiative Kirstingshof und negatives Gästefeedback haben die Konfliktsituation jedoch jüngst wieder augenfällig gemacht. Die starke Verkehrsbelegung der Kreisstraße 504 – früher B 84 – und mehr noch der LKW-Verkehr auf – oft auch entgegen – der Einbahnstraße zwischen dem Abzweig Oberzella und dem Weiler Kirstingshof machen diesen gesamten Bereich des Werratal-Radwegs, der die Trasse hier gemeinsam mit dem Rhönradweg nutzt, zu einem enormen Sicherheitsrisiko. Familien mit Kindern bleibt da nur schnell im Gänsemarsch durchfahren, und Hoffen und Bangen, das nichts passiert.
Die beiden Bürgermeister Martin Müller (Vacha) und Peter Neumann (Krayenberggemeinde) haben sich in der letzten Woche mit den Straßenplanern des Wartburgkreises, einem Vertreter des Thüringer Landesamtes für Bau und Verkehr und mit der Werratal Touristik e. V. getroffen, um über Lösungsansätze zu beraten. Sie waren in den vergangenen Jahren nicht untätig, haben aus ihrer Ortskenntnis heraus alle nur denkbaren Streckenvarianten geprüft, mit Grundstückseigentümern verhandelt und Umweltbehörden befragt: Sie sind bislang zu keiner gangbaren Lösung gekommen.
Im Ergebnis des Gesprächs waren sich alle Teilnehmer einig: Die Sicherheit für die Radler – egal ob Alltags- oder Freizeitradler aus der Nähe oder Radtouristen aus der Ferne – hat oberste Priorität. Der Wartburgkreis – Straßenplanung und Tourismus – wird zunächst ein sog. Trassenfindungsverfahren für eine Radwegtrasse im Bereich B62-Kreisel Dorndorf – „Brücke der Einheit“ Vacha durchführen. Dabei werden alle möglichen Radwegführungen links und rechts der Werra auf ihre Tauglichkeit untersucht, ihre Eignung bewertet und ihr möglicher Ausbau kalkuliert. In diesen Prozess werden selbstverständlich auch die Akteure vor Ort mit einbezogen.
Die Optimal-Variante wird dann konsequent umgesetzt – dazu hat auch die Thüringer Straßenbauverwaltung ihre Unterstützung zugesichert. Dass dieser Weg kein kurzer, schneller ist, war ebenfalls klar. Trotzdem ist der erste Schritt gegangen. Die Preisanfrage bei geeigneten Ingenieurbüros läuft.