Lutherorte in der Wartburgregion

Seit über tausend Jahren thront die Wartburg auf einem Felsen über Eisenach. Ihr berühmtester Gast und Schutzbefohlener war Martin Luther, der hier 1521 das Neue Testament ins Deutsche übertrug. Dem Blick über die Zinnen der Burg eröffnet sich eine wald- und hügelreiche Landschaft. Der Nationalpark Hainich, der westliche Thüringer Wald und das weite Rhöner Land umrahmen die Szenerie. Beschaulich schlängelt sich die Werra durch die Landschaft.

Mit Martin Luther ist die Region eng verbunden: aus Möhra stammt seine Familie, in Eisenach ging er zur Schule, bei Steinbach wurde er 20 Jahre später „entführt“ und auf der Wartburg als „Junker Jörg“ versteckt. Als vielgereister Mann hinterließ er an zahlreichen weiteren Orten in der Region seine Spuren.

  • Eisenach

    Eisenach liegt am nordwestlichen Rand des Thüringer Waldes inmitten von vier Tälern. Hoch oben auf dem Berg über der Stadt thront ihr bekanntestes Wahrzeichen - die Wartburg. Sie zählt seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

    Eisenach ist die Geburtsstadt des weltberühmten Komponisten Johann Sebastian Bach. Das Bachhaus erinnert an Leben und Werk des Musikers. Martin Luthers Beziehung zu Eisenach begann mit seiner hier 1497 einsetzenden Schulzeit und hielt ein Leben lang. Ab dem 4. Mai 1521 lebte er für rund 300 Tage auf der Wartburg, wo er das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte.

    Georgenkirche

    Die Georgenkirche ist die größte und wohl auch bekannteste Kirche Eisenachs. Sie steht an der Südseite des Marktplatzes. 1180 von Landgraf Ludwig III. erbaut, ist sie die Stätte, an der 1221 die spätere Heilige Elisabeth getraut wurde. Hier sang Martin Luther als Schüler. Während der Reformationszeit predigte Luther schließlich mehrfach in der Georgenkirche, wodurch sie zu einem der ältesten protestantischen Gotteshäuser überhaupt wurde.

    Eng verbunden ist die Georgenkirche mit dem Namen Bach. Von 1665 bis 1797 wirkten Mitglieder der Familie Bach als Organisten. Johann Sebastian Bach wurde in der Georgenkirche am 23. März 1685 getauft. Nach verschiedenen Umbauten der Kirche wurde der hohe Kirchturm erst 1902 eingeweiht. Zuvor befanden sich die Glocken an der alten Stadtmauer. Seit 1921 werden in der Georgenkirche die evangelischen Landesbischöfe von Thüringen eingeführt.

    Lutherhaus

    Das Lutherhaus ist eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser Eisenachs. Es war lange Zeit im Besitz der Familie Cotta. Nach einer alten Überlieferung soll Martin Luther während seiner Eisenacher Schulzeit (1498 bis 1501) in diesem Haus gewohnt haben.

    Das Lutherhaus in Eisenach bietet zwei Dauerausstellungen: "Martin Luther neu entdecken" und "Eine Zeitreise durch die Geschichte des evangelischen Pfarrhauses". Hier werden historische Exponate mit moderner Multimediatechnik verbunden. Sie sprechen alle Altersgruppen an und vermitteln viel Wissenswertes über Martin Luther, die Reformation und die Geschichte des evangelischen Pfarrhauses. Daneben gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Kinder- oder Erwachsenengruppen können darüber hinaus eine Schulstunde wie zu Luthers Zeiten erleben.

    Martin-Luther-Gymnasium

    Das Martin-Luther-Gymnasium geht in seinen Anfängen zurück auf das Jahr 1185, in dem die Latein-Schule von St. Georgen gegründet wird. Dieses Gebäude, das Martin Luther von 1498 - 1501 besuchte, steht schon seit 1507 nicht mehr. Die Anlage, die heute die Schüler des Martin–Luther-Gymnasiums beherbergt, wurde im 13. Jahrhundert als Predigerkloster zu Ehren der Heiligen Elisabeth von Thüringen erbaut und mit der Reformation aufgelöst. Als Schule genutzt wurden die ehemaligen Klostergebäude erst ab 1544, insbesondere auf Drängen Martin Luthers. 1693 bis 1695 besucht Johann Sebastian Bach diese historische Schule. Heute ist das Martin-Luther-Gymnasium ein staatlich anerkanntes Gymnasium in der Trägerschaft der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland.

    Wartburg

    Die über 900jährige, weltbekannte Wartburg zählt als Zeuge deutscher Geschichte seit 1999 zum UNESCO - Welterbe. Der Sage nach soll Ludwig der Springer ihre Gründung im Jahre 1067 mit den Worten: „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ verkündet haben. Aus der kleinen Feste wurde im 12. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum höfischer Kunst. Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach trafen hier beim legendären Sängerwettstreit aufeinander. Die heilige Elisabeth lebte und wirkte auf der Wartburg. Martin Luther wurde von Mai 1521 bis März des Folgejahres als „Junker Jörg“ im Kavaliersgefängnis der Burg versteckt und nutzte diese Zeit für die Übersetzung des Neuen Testamentes. Seine Stube in der Burgvogtei - seit Jahrhunderten Ziel unzähliger "Pilger" - ist zugleich Geburtsstätte der Lutherbibel und unserer modernen Sprache.
    1817 schließlich war die Burg Schauplatz des Wartburgfests der deutschen Burschenschaften und Mitte des 19. Jahrhunderts ließ sich Wagner hier zu seiner romantischen Oper "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg" inspirieren.

    Nikolaikirche mit Pilgerzentrum und Diakonissenhaus

    Die dreischiffige Basilika St. Nikolai war einst für das Benediktinerinnenkloster (das bis zur Reformation bestand) Pfarrkirche und Gotteshaus. Um 1180 errichtet, gilt die Kirche als das zuletzt entstandene romanische Bauwerk Thüringens. Kunstvolle Steinmetzarbeiten, die in Eisenach in vergleichbarer Form sonst nur auf der Wartburg anzutreffen sind, sind an den Säulen im Kircheninneren zu entdecken.
    Direkt neben der Nikolaikirche ist das einzige der ehemals fünf Stadttore erhalten geblieben, das Nikolaitor aus dem 12.Jahrhundert. Martin Luther betrat an dieser Stelle 1498 die Stadt und bat bei Verwandten  - dem Küsterehepaar der Nikolaikirche - um Quartier. Die Verwandten konnten ihn nicht aufnehmen, so verdiente er sich seinen Lebensunterhalt zunächst als Kurrendesänger und fand dann ein zu Hause bei der Familie Cotta.

    Direkt neben der Nikolaikirche befindet sich das Diakonissen-Mutterhaus mit dem Nikolaizentrum. Das Nikolaizentrum lädt zu Pilgerwanderungen und spirituellen Kirchenführungen (in der Nikolaikirche) ein. Als Pilgerstation auf dem Ökumenischen Pilgerweg nach Santiago de Compostella, dem Elisabeth-Weg von Eisenach nach Marburg und dem den Lutherweg bietet das Diakonissen-Mutterhaus Anfangs- oder Schlussandachten, Segen und Übernachtungen für Pilger an.

  • Lutherstammort Möhra

    Der erstmals 1257 urkundlich erwähnte Ortsteil Möhra kann besonders schöne und liebevoll sanierte Fachwerkhäuser vorweisen. In Möhra waren die Vorfahren Martin Luthers zu Hause und hier verweilte er 1521 kurz vor seiner "Entführung" auf die Wartburg. Das Lutherstammhaus, die Lutherkirche, das Lutherdenkmal und die Ausstellung in den Lutherzimmern erinnern an die Lebensgeschichte des großen Reformators. Der Lutherweg führt von Möhra zur Wartburg in Eisenach bzw. zum Glasbachgrund bei Steinbach, wo Luther zum Schein entführt wurde.

    Lutherausstellung im Dorfgemeinschaftshaus

    In den Lutherzimmern im aufwendig sanierten Dorfgemeinschaftshaus "Zum wilden Moor"  ist eine  Ausstellung zum Thema "Martin Luther und Möhra" zu besichtigen. Sie stellt Möhra als Stammort des Reformators vor, informiert über Martin Luthers Aufenthalt am 3. und 4. Mai 1521 in Möhra und seine anschließende "Gefangennahme" bei Steinbach. Darüber hinaus wird die Geschichte des Lutherdenkmals beleuchtet. Zwei sehr gelungene, großformatige Wandgemälde ergänzen die Ausstellung.

    Lutherplatz mit Lutherkirche, Denkmal und Lutherstammhaus

    Die Familie Luder besaß im 16. Jahrhundert ganze fünf Höfe in Möhra und gehörte zu den alteingesessenen Bauernfamilien. Auch in den Nachbardörfern waren die Luders so verbreitet, dass Martin Luther als er die Region später besuchte den Eindruck hatte, sein Geschlecht nehme „fast die ganze Gegend ein“.  Am heutigen Lutherplatz ist das Stammhaus der Familie zu finden. Hier soll Luthers Vater Hans Luder zur Welt gekommen sein. Auch wenn Luthers Eltern schließlich ins Mansfeldische auswanderten und er als Sohn eines Bergarbeiters zur Welt kam, hat er doch seine bäuerliche Herkunft nicht verhehlt: "Ich bekenne, dass ich ein Bauernsohn von Möhra bei Eisenach bin."

    Auf der Rückreise vom Reichstag in Worms besuchte er am 3. und 4. Mai 1521 Möhra. Die Überlieferung berichtet, dass er auf dem Dorfplatz eine bewegende Predigt hielt. Die kleine Kapelle, die damals auf dem Kirchberg stand, wurde erst im 16. Jahrhundert erweitert und später zur heutigen Lutherkirche ausgebaut.

    Vom Märchen und Sagensammler Ludwig Bechstein veranlasst, wurde 1861 auf dem Kirchplatz das Lutherdenkmal feierlich eingeweiht. Auf den Feldern des Sockels sind wichtige Begebenheiten aus Luthers Leben dargestellt: der Thesenanschlag, die Entführung und sein Aufenthalt auf der Wartburg.

  • Steinbach

    Das idyllisch-verträumte Bergdörfchen Steinbach schmiegt sich eng und verschachtelt im Tal der Flüsschen Steinbach und Kallenbach an den Westhang des Thüringer Waldes. Es liegt nur 4 km vom berühmtesten deutschen Wanderweg, dem Rennsteig, entfernt.
    Steinbach besitzt eine sehr schöne Barockkirche und einen der steilsten Bergfriedhöfe Deutschlands. Im Heimatmuseum erfährt man Interessantes über die traditionsreiche Vergangenheit des ehemaligen Industriedorfes. Nur wenige Minuten von Steinbach entfernt, markieren im so genannten Glasbachgrund Lutherdenkmal, Lutherbuche und Lutherborn jenen Ort, an dem der in Reichsacht geratene Martin Luther auf der Rückreise von Worms zum Schein überfallen und auf die Wartburg „entführt“ wurde.

     

    Lutherdenkmal und Lutherbuche im Glasbachgrund

    Als Martin Luther am Nachmittag des 4. Mai 1521 auf dem Rückweg vom Reichstag zu Worms in einem Wagen durch den Wald rumpelte, sprengten plötzlich Reiter heran. Sie ergriffen den vollkommen überraschten Luther, setzten ihn auf ein Pferd und entschwanden in Richtung Eisenach. Am Abend desselben Tages traf Luther auf der Wartburg ein, wohin ihn Kurfürst Friedrich der Weise zum Schein entführen ließ.

    Die Bestimmung des Ortes, an dem Martin Luther von den Beauftragten des Kurfürsten gestellt wurde, erfolgte wohl erst Jahre nach der Tat. Zur Orientierung diente eine am Fahrweg bei einer markanten Buche hervortretende Quelle. Der Volksmund überlieferte fortan die beiden als „Lutherborn“ und „Lutherbuche“. Nur wenige Autominuten von Steinbach entfernt, ist die Stelle heute außerdem durch einen zehn Meter hohen Obelisken gekennzeichnet, den Herzog Bernard II. von Sachsen-Meinigen 1857 errichten ließ.

    Man findet den Weg zum Denkmal unweit der L 1027 von Steinbach in Richtung Ruhla kommend, wo hinter einer Kurve auf der rechten Seite ein entsprechender Wegweiser steht.

    Barockkirche mit Bergfriedhof

    Die außergewöhnlich prächtige Barockkirche von Steinbach wurde ab 1733 erbaut. Obwohl die Dorfbewohner durch einen großen Dorfbrand in jenem Jahr völlig verarmt waren, gingen sie sofort daran, das im Brand zerstörte Gotteshaus durch ein neues zu ersetzen.

    Die Steinbacher Kirche ist ein einheitlicher Bau von auffallender Größe. Der Kirchraum wurde reich verziert und prächtig ausgemalt. Wobei das damals arme Bergdorf einige Kunstgriffe nach dem Motto „aus Holz mach Marmor“ anwendete, um auf diese Weise den Eindruck von Reichtum entstehen zu lassen. Auf der Westempore steht eine große, prächtige Barockorgel von 1745, die als beinahe unverfälschtes Instrument bis auf den heutigen Tag erhalten blieb und nun auf eine Restaurierung wartet.

    Die Läuteglocken der Kirche befinden sich auf dem Bergfriedhof in einem hölzernen Glockenhaus. Dieser Friedhof gilt als einer der steilsten in Deutschland und ist von besonderer Schönheit. Er steht unter Denkmalschutz.

    Heimatstube

    Die Heimatstube zeigt die Entwicklung des Bergdorfes Steinbach, das Leben seiner Bewohner und die heimische Tradition der Besteck- und Schneidwarenherstellung. Zur Einrichtung gehören Bauernstube, Bauernküche, Schulraum und Bergwerkszimmer. Die Heimatstube besteht seit 1970 und ist im ältesten Schulhaus Steinbachs (erbaut 1734) untergebracht.

  • Berka/Werra

    Am 2. Mai 1521 kehrte Martin Luther von Bad Hersfeld kommend im Gasthof „Alter Stern“ in Berka ein und betrat erstmals seit seiner Schulzeit wieder heutigen Thüringer Boden. Er war der bedeutendste Besucher des Ortes, der auch Königen und Landesfürsten als Übernachtungsort diente. Der Marktflecken Berka war - verkehrsgünstig an der alten Handelsstraße „Kurze Hessen“ gelegen – der einzige Ort zwischen Bad Hersfeld und Eisenach, in dem Reisende rasten konnten. Im „Alten Stern“ nahm die Gefolgschaft des Hersfelder Abts Krato - der Luther bis an die Grenzen seines Stifts hatte begleiten lassen - mit einem gemeinsamen Mahl Abschied von ihrem Schützling. Der „Alte Stern“ überdauerte die Wirren des 30jährigen Krieges ebenso wie die wenige Schritte entfernte St. Laurentius Kirche mit dem Juliusturm.

  • Falken

    Der Treffurter Stadtteil Falken liegt – umgeben von ausgedehnten Wäldern und typischer Kalksteinflora - idyllisch im schönen Werratal. Sehenswert sind vor allem der linden-bestandene Anger, die St. Martini Kirche mit dem kunstvoll gestalteten dreiflügeligen Altar, das Heimatmuseum im Turm der Kirche und die Bauernkanzel - ein Felsvorsprung an den Falkener Klippen. Von hier soll Thomas Müntzer zu den Falkener Bauern gesprochen haben

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